Brief 07_Fürwahr – ein Teufel!

Mein Täubchen,

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie mir bang wurde, als ich Eure
Zeilen las! Ein gar fürchterlicher Irrtum ist hier im Gange!

Fürwahr, ich teilte Euch mit, Euren prächtigen Leib mit kostbaren
Stoffen zu verhüllen. Doch nicht etwa, wie Ihr glaubt, um ihn Euch in der
gleichen Nacht noch wieder vom Leib zu reißen. Mitnichten! Obwohl Euer
kostbarer Körper eine einzige Versuchung ist, meine Maid.
So glaubt mir, meine Teuerste, einen gar bösen Zauber gaukelte man
Euch vor. Kein Geringerer als Pulverus steckt dahinter. Ja, Ihr habt recht
gelesen. Er gönnte uns nicht das Glück, das erblühen sollte, wie eine
Rosenknospe im Morgentau. Er vergiftete Eure Gedanken, in dem Moment,
in dem Ihr das Schloss betratet.

Nicht ich nahm Euch erst Eure Kleider und dann Eure Ehre! Er war’s!
Er, der er mir seit jeher nach Besitztum und Seelenheil trachtet. Aber, so
grausam es auch ist, ein fürchterliches Geheimnis bindet mich an ihn!
So kann ich diesen Schuft nicht köpfen lassen, wie ich es doch so gern
tun würde. Auch, wenn ich weiß, dass dies niemals eine Wiedergutmachung
für Eure erlittene Pein sein kann.

So hoffe ich nun, dass Ihr mir glauben schenken möget! Falls dem so ist,
erwarte ich Euch am Sonntag im Morgengrauen in der alten Jägerhütte im
Dunkelwald. Dort können wir eine ehrbare Unterredung von Angesicht zu
Angesicht führen.

Mir dürstet danach. Aber, ach, ich wag’s ja nicht zu glauben, dass Ihr kommt!

Euer zu Tode betrübter Graf.