Brief 09_Mir schwant Graus’ges

Meine Teuerste,

warum, frage ich, lasst Ihr mein Herz so bluten? Fürwahr, falls Ihr immer
noch annehmet, ich hätt Euch tatsächlich Finsterstes angetan, so seid Ihr
mir zu Recht gram. Aber bedenkt nur einmal die Möglichkeit, dass etwas
anderes dahinter steckt. Böses, das uns entzweien will, bevor’s begann.

Warum antwortet Ihr mir nicht? Bitte, ich flehe Euch an! Oder habt Ihr mein
Schreiben gar nimmer erhalten? Gar grausame Pein martert mir mein Hirn.

Oh, dieser elendige Pulverus und diese unglückselige Oliande. Hätten sie sich
doch niemals auf dem Brocken getroffen! Aber, das … das … kann ich Euch
nimmer erzählen. Nicht hier, vielleicht wird auch dieses Schreiben mitsamt dem
Boten auf Nimmerwiedersehen verschwinden, bevor es Euch erreichen mag?

Auf der anderen Seite – ist’s vielleicht hier und für immer meine allerletzte
Gelegenheit, Euch von meiner Unschuld zu überzeugen und doch, doch noch
für mich zu gewinnen? Ich werde sogleich einen unauffälligeren Boten schicken,
der nicht als solcher zu erkennen ist und die Botschaft wohl überbringen mag.

Und ich kann Euch nur soviel verraten: ohne Pulverus ist mein Leben verwirkt,
weil ich nicht der bin, für den Ihr mich und alle Welt haltet. Nein, all mein Wohl
und Wehe hängt an den düst’ren Mixturen des Pulverus. So ich denn weiterleben
will, bin ich ihm ausgeliefert. Bisher wollte er nur Geld, aber ich fürchte …

Ach, ich sprech’s gar nicht erst aus, aber Ihr werdet es ahnen, es ist finster!

Oh diese Pein, ich sehe mich danach, Euch zu treffen und erwarte Euch an
diesem Sonntag im Morgengrauen in der alten Jägerhütte im Dunkelwald.

Werdet Ihr kommen?

Euer Euch liebender Graf.