Im Supermarkt

Guten Tag, mein Name ist Bob. Die Leute sagen, ich wäre paranoid, aber das stimmt nicht. „Entschuldigung, aber ihr Kind ist ein Eisbär.“, sprach ich gestern eine junge Mutter im Supermarkt an. Ich hatte es ganz deutlich gesehen, nur durch viel Glück waren die messerscharfen Reißzähne des absichtlich putzig aussehenden Raubtieres ins Leere gedriftet, als die Mutter eine Packung Zimt-Poppies auf das Warenband legte. „Äh, wie?“, hielt die Frau verdutzt inne und auch das ältere Ehepaar hinter mir spitzte gespannt die Ohren. „Ihr Kind … ist ein Eisbär … hat sich nur verkleidet.“, sprach ich leise und zeigte ängstlich auf das weit aufgerissene Maul des gewitzten Bären. Unmöglich, so etwas Offensichtliches zu übersehen.

„Wie können sie es wagen …!“, rief die Frau empört und der Eisbär verwandelte sich in einen süßen Fünfjährigen, der sein Wonneproppengesicht blitzschnell zu einer gekonnten Heulgrimasse verzog. „Mama!“, klammerte er sich bettelnd an seine Mutter und fixierte mich mit ängstlichem Blick. Jahaaa – er merkte, dass ich ihn entlarvt hatte!!! Mich konnte dieser Fiesling nicht täuschen, MICH nicht!#! „Lassen sie sofort die junge Frau in Ruhe!“, meldete sich der Rentner hinter mir, während sich seine Frau ängstlich hinter seinem Rücken verschanzte. „Aber ich habe ihr nichts als die Wahrheit gesagt!“, rief ich empört und schüttelte unschuldig den Kopf. Als ich bezahlte, sah mich die Kassiererin verächtlich an. Ha! Sollte sie doch. Eisbär, Eisbär, rief ich und tänzelte aus dem Supermarkt. ICH wollte nicht dabei sein, wenn diese junge Frau gleich in Stücke gerissen werden würde. ICH hatte Zivilcourage bewiesen und nicht weggeschaut, wie all die Anderen. Sollte keiner sagen, ich hätte sie nicht gewarnt. Wer nicht hören will, muss eben fühlen.